Das Logenhaus

Verehrter Besucher,

im Folgenden können Sie einen kleinen Einblick in die Geschichte dieser Immobilie nehmen.

1873 übernahm der Kaufmann und Präsident der Handelskammer, Louis Laporte die Führung der Loge. In diese Zeit fiel der Bau eines eigenen Logenhauses, hier in der Oberen Karspüle 47.

Nach der Grundsteinlegung am 22. April 1882 fand die festliche Einweihung am 20. Mai 1883 statt. Der Neubau, ein aus Tuffstein gearbeitetes, massives zweistöckiges Haus, war nach den Entwürfen des Baumeisters Hermann Freise ausgeführt worden und bot für die 99 Mitglieder für die Zusammenkünfte reichlich Platz. Man verfügte über einen großen Saal und eine Anzahl Zimmer im Erdgeschoß und 1. Stock. Die Kosten für die Errichtung des neuen Heimes, die 22.500 Mark für die Bauaufwendungen und 5.400 Mark für den Bauplatz betrugen, wurden durch Aufnahme einer ersten Hypothek und durch Ausgabe von 2.000 Mark an unverzinslichen Aktien
zu je 20 Mark aufgebracht.

Im Jahr 1907 wird auch der vom Architekten Br. Rudolf Hanning durchgeführte Erweiterungsbau des Logenhauses beendet, der erforderlich wurde, um die für den vergrößerten Betrieb nötigen neuen Räume zu schaffen. Aufgrund der Finanzlage konnte man den ursprünglichen „großen Plan” nicht verwirklichen, sondern vergrößerte das Logenhaus um 8 m und trennte durch eine Querwand einen Raum ab. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 10.000 Mark.

Der 1. Weltkrieg bedeutete auch für die Loge einen scharfen Einschnitt; viele Brüder mussten auf die Schlachtfelder ziehen. Schon vor dem 01. Oktober 1914 wurde das Erdgeschoß des Logenhauses bis Oktober 1917 für ein Kinderheim zur Verfügung gestellt.

Am 13.07.1935 fand im Logenhaus in Anwesenheit von 2 Vertretern der GESTAPO die letzte Versammlung, die erzwungene Auflösungsveranstaltung, statt. Bei der Auflösung wurde auf der ordnungsgemäßen Liquidation nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch bestanden und desgleichen fand bei dem Logenvermögen das Gesetz über die Einziehung von volks- und staatsfeindlichem Vermögen Anwendung. Als Liquidator wurde der Regierungspräsident a.D. Dr. Rose auf Wunsch der Loge bestellt, was aber auch das einzige Entgegenkommen der Nationalsozialisten war.

Das Logenhaus selbst konnte aufgrund der nun geringen Mitgliederzahl finanziell nicht mehr gehalten werden. So musste das Haus über einen Makler zum Verkauf angeboten werden. Den Zuschlag erhielt der einzige Interessent, der Feinmechanikermeister August Fischer, der es zum 01.04.1938 für 22.000 RM, damit erheblich unter dem Einheitswert, erwarb und dort eine feinmechanisch-elektrotechnische Werkstatt einrichtete, die im Jahr 1953 - bei der Rückgabe des Hauses an die Loge - 36 Mitarbeiter hatte. Der Erlös des Hauses durch den Zwangsverkauf
1938 floss dem NS-Staat für „humanitäre Zwecke” zu.

Anfang 1946 wurden mit der Firma August Fischer wegen der Rückgabe des Logenhauses Obere Karspüle 47 Kontakt aufgenommen, die jedoch wegen Nichtakzeptanz des Angebotes scheitern.


Nach Erscheinen des Wiedergutmachungsgesetzes Nr. 59 nahm die Rückgabe des Logenhauses allmählich konkrete Formen an, musste allerdings auf dem Prozessweg gegen die Witwe des August Fischer erstritten werden. Mit dem Urteil vom 16. Juni 1953 der Wiedergutmachungskammer II am Landgericht Hannover werden die Ansprüche der Freimaurerloge anerkannt und für rechtens befunden. Allerdings mussten an die Witwe aufgrund des Zugewinns des Hauses, durch Elektroinstallation und Einbau einer Zentralheizung nach 1938, insgesamt 13.332 DM gezahlt werden. Dies stellte die Loge vor fast unüberwindbare Schwierigkeiten.

Die Wiederherrichtung des nun am 15.07.1953 zurückerhaltenen Logenhauses, das für freimaurerische Zwecke ungeeignet war, kann wegen der allgemein schlechten Finanzlage und schwierigen Materialbeschaffung nur notdürftig und unter großen Opfern erfolgen. Trotzdem gelang es den Brüdern, dass das Logenhaus am 28. Oktober 1954 wieder in Betrieb genommen werden konnte. Im Jahr 1955 erhielt die Loge einige der 1935 beschlagnahmten Gegenstände aus dem Städtischen Museum zurück.

Seit jener Zeit befindet sich das Logenhaus unterbrochen im Besitz der Freimaurerloge „Augusta zum goldenen Zirkel“ und wird bis heute – und hoffentlich noch lange Zeit – seinem Zweck entsprechend genutzt.

(Auszug aus der "Chronik der Freimaurerloge „Augusta zum goldenen Zirkel“")

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Am jährlichem „Tag des offenen Denkmals“ könnten Sie mehr Informationen über die Architektur und Geschichte des Hauses aus erster Hand erfahren. An diesem Tag öffnet das Haus seine Pforten für die Öffentlichkeit, begleitet durch informative Führungen und Gespräche mit interessierten Besuchern. Zusätzlich, richten die Logen regelmäßige Neujahrsempfänge aus. Bei dieser Gelegenheit haben Sie die Möglichkeit mehr über die Geschichte der Göttinger Freimaurer und des Hauses zu erfahren. Veranstaltungstermine werden frühzeitig im Göttingen Tageblatt bekannt gegeben.

Wir hoffen diese Informationen haben Ihnen gefallen und es ist uns gelungen Ihr Interesse an den kulturellen Schätzen Göttingens und vielleicht an der Freimaurerei zu wecken.

Wir wünschen Ihnen weiterhin einen schönen Tag in Göttingen.

Heute arbeiten im Logenhaus neben der Loge "Augusta zum goldenen Zirkel" folgende weitere Logen:

- die Freimaurerinnenloge "Stufen zum Licht",

- der "Alte und angenommene Schottische Ritus" AASR mit seinen 4 Ateliers:

  • der Perfektionsloge PL71 "Ernst Horneffer"

  • dem Kapitel EK 78 "Zum Weißenstein"

  • dem Areopag EA "Galileo Galilei"

  • dem Konsistorium EK 100 "Die Göttinger Sieben"

Ein paar Impressionen

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